Hl. Josef Freinademetz
Josef Freinademetz wurde am 15. April 1852 in Oies im Südtirol als viertes Kind von Johann und Anna Freinademetz aus dem Hause Algrong geboren. Noch am selben Tag wurde er in der St. Leonard Pfarreikirche getauft.
In der Familie Freinademetz kamen insgesamt 13 Kinder zur Welt, von denen vier gleich nach der Geburt starben. Die Familie lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen und musste sich ihren Lebensunterhalt hart verdienen. So gab es Fleisch nur selten zu essen.
Von 1858 bis 1862 besuchte Josef die Grundschule in Badia. Er war ein Musterschüler, sehr begabt und fleißig. Dies konnte seinem Lehrer und seinem Pfarrer nicht entgehen. Dank ihrer Hilfe wechselte er 1862 die Schule und besuchte seitdem die deutsche Schule in Brixen (ital. Bressanone), 50 km vom Oies entfernt. Dort blieb Josef zwei Jahre lang. Er wiederholte die 3. und 4. Klasse, obwohl er bereits in der ladinischen Schule in Badia diese beiden Klassen abgeschlossen hatte. Er musste u.a. die Grundkenntnisse der deutschen Sprache erlernen, da in seiner Gegend hauptsächlich Ladinisch gesprochen wurde. Nach seinem Abitur im Jahr 1872 ging er ins Priesterseminar nach Brixen. Seine Priesterweihe fand am 5. Juli 1875 statt, die Primiz hielt er am 5. August in der Pfarrkirche seines Heimatortes. Als Jung-Priester arbeitete er für St. Martin in Thurn, etwa 12 km von dem heimischen Badia entfernt. Er war sehr bescheiden, freundlich und zuvorkommend.
An Samstagen und Sonntagen war er bereits um 4.00 Uhr morgens in der Kirche, um die Beichte zu hoeren. Vor seinem Beichtstuhl bildeten sich immer lange Warteschlangen.
Anfang 1878 erschien in einer Kirchenzeitung eine Information über das erste Missionshaus in Steyl an der Maas (Niederlande), das von Arnold Jannsen drei Jahre zuvor gegründet wurde. Ende Februar schrieb Josef an Pfarrer Jannsen, dass er es wage „hochachtungsvoll an seine Tür zu klopfen und um Unterkunft zu bitten“. Und so fuhr er im August 1878 nach Steyl.
In den Jahren 1878/79 fingen Pater Josef Freinademetz und Pater Johann Anzer mit einem einfuehrenden Chinesisch-Unterricht an. Ihr Lehrer war ein gerade aus China zurückgekehrter niederländischer Missionar. Am 2. März 1879 wurden in Steyl die Missionskreuze feierlich verliehen und noch an selben Tag verließen die Missionare das Missionshaus.
Am 20. April 1879, nach einer fünfwöchigen Seefahrt, liefen sie in den Hafen von Hongkong ein. Pater Josef begann in dem Dorf Saikung Chinesisch zu lernen, wo er dem italienischen Missionar Pater Piazzoli bei der Arbeit half. Um Kontakte zu knüpfen, unternahm er seit Mai 1880 Wanderungen in der Gegend und besuchte Dörfer, die nicht von Christen bewohnt waren.
Im Mai 1881 wurde Pater Freinademetz (er wurde Fu Shenfu genannt, was soviel bedeutet wie Glück - fu, Priester – Shenfu) nach Süd- Shantung geschickt, wo italienische Franziskaner einen Teil ihres Gebietes den Steyler Missionaren überließen. Diese Provinz zählte 9 Millionen Einwohner, darunter 158 Christen. Um diese Christen sollte Pater Josef sich kuemmern. Im März 1882 zog er nach Puola, wo die meisten Einwohner Christen waren. Dort lehrte er in primitiven Hütten aus Ton, in denen er auch betete und sich ausruhte. Hatte er irgendwo mit seiner Lehre Interesse geweckt, wurde er gleich durch einem Katechisten ersetzt, der von den Leuten besser verstanden wurde.
Für die Katechisten erstellte Pater Josef ein katechetisches Handbuch in chinesischer Sprache. Im Laufe der Zeit schrieb er zudem andere Werke, z.B. Regeln für die Anführer der christlichen Gemeinden oder Leitgedanken für Predigten.
Im Dezember 1885 wurde Süd-Shantung vom Vatikan als selbständiges Missionsgebiet anerkannt. Oberer wurde Pater Johann Anzer als Apostolischer Vikar mit Bischofsbefugnissen. Er ernannte Pater Josef zu seinem Nachfolger und Provikar. Damals zählte die Mission 634 Christen, 40 Katechisten und 2150 Katechumenen. Es waren dort 12 Priester, 1 Diakon und 4 Ordensbrüder beschäftigt.
An Maria Himmelfahrt, dem 15. August 1885, legte Pater Josef sein Ordensgelübde in der Ordensgemeinschaft des „Göttlichen Wortes” (Steyler Missionare) ab.
Im September 1894 wurde er von Pater Anzer in ein neues Missionsgebiet nach Wangchuang versetzt, wo er schon in den Jahren 1883-84 gearbeitet hatte. Ein Jahr später wurde er Leiter des neu gegründeten Priesterseminars.
Im Jahr 1899 entstand in China eine heimliche Bewegung, die sogenannte „Gesellschaft der großen Messer” und „in Rechtschaffenheit vereinigte Faustkämpfer“, besser bekannt als „Boxer“. Diese Bewegung richtete sich äußerst feindlich gegen Ausländer und gegen alle Neuigkeiten, die aus dem Westen stammten. Der chinesische Gouverneur von Shantung verteidigte die Provinz vor Boxerangriffen so gut er konnte, doch musste er schließlich alle Ausländer in Hafenstädten unterbringen lassen. Pater Freinademetz musste lange überredet werden, bis er einverstanden war, nach Tsingtao zu ziehen.
Mitte 1900 wurde Pater Josef von Pater Arnold Jannsen zum Provinzoberen von Shantung ernannt. Dieses Amt fesselte ihn seitdem an den Schreibtisch.
Pater Josef Freinademetz starb am Dienstag, dem 28. Januar 1908, in Taikia und wurde dort am 1. Februar auf dem Missionsfriedhof unter der 12. Station des Kreuzweges begraben.
Pater Freinademetz wurde am 19.10.1975 gemeinsam mit dem Gründer der Steyler Missionare, Arnold Janssen, selig gesprochen.
Am 5. Oktober 2003 wurde er durch Papst Johannes Paul II in Rom heilig gesprochen.